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  Sherlock Holmes
 

Sherlock Holmes

Sherlock Holmes (rechts) und Dr. Watson, Illustration von Sidney Paget

Sherlock Holmes ist eine vom britischen Autor Sir Arthur Conan Doyle geschaffene Romanfigur, die zur Zeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts als Detektiv tätig ist.

Besondere Bedeutung erlangte Holmes durch seine neuartige Arbeitsmethode, die ausschließlich auf detailgenauer Beobachtung und nüchterner Schlussfolgerung beruht. Eine breite Leserschaft brachte ihm zu allen Zeiten außerordentliche Anteilnahme entgegen und betrachtet ihn bisweilen sogar als einen ihrer Zeitgenossen. Er gilt bis heute weithin als Symbol erfolgreichen analytisch-rationalen Denkens.

Grundlegendes

Sherlock Holmes in Meiringen, Schweiz. Plastik von John Doubleday

Grundmuster der Serie

Das Werkverzeichnis um den Detektiv umfasst 56 Kurzgeschichten und 4 Romane. Sherlock Holmes erscheint darin stets als „beratender Detektiv“, das heißt, er löst „Probleme“, die ihm ratsuchende Klienten, mitunter auch die staatliche Polizei (z.B. in Gestalt des Inspektors Lestrade von Scotland Yard), übertragen. Allerdings hat der Meisterdetektiv immer andere Schlussfolgerungen als die staatlichen Kriminalisten und versucht, die anderen Profile zu widerlegen.

Seine Besucher empfängt Holmes in seinem berühmten Wohnsitz, der fiktiven Adresse Baker Street 221b, London. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat ein Haus die Nummer 221b bekommen, in dem sich heute ein Museum für den Detektiv befindet.

Holmes’ Charakter wird in erster Linie durch seine intellektuellen Fähigkeiten und seine außergewöhnlich sachliche, akkurate und effektive Arbeitsweise bestimmt. Dies führte oft dazu, dass er als Maschine gesehen wurde – eine Assoziation, die auch in den Geschichten selbst ausgesprochen wird.

Im Kontrast dazu zeigt Holmes aber auch typisch menschliche Züge wie Zu- und Abneigungen, Einfühlungsvermögen, Gefühle wie Wut oder Angst, moralisches Urteilsvermögen und – nebst einigem anderen – eine ausgeprägte Liebe zur Musik, er besitzt unter anderem eine Stradivari-Geige. Dabei vereinigt er viele rollentypische Eigenschaften aus der Entstehungszeit in sich, wie zum Beispiel die des Dandys.

Als „letzte Instanz“ greift er häufig in dem Moment ein, wenn anderen die Klärung der Situation geradezu unmöglich erscheint. Die Aufklärungsarbeit des Detektivs steht im Mittelpunkt der Geschichten. Sie wird dem Leser vom praktisch veranlagten, verständigen Dr. Watson dargeboten, dem die Rolle des engen Freundes und getreuen Chronisten zufällt. Diese Figurenkonstellation – Detektiv mit vertrautem Begleiter – wurde den Detektivgeschichten Edgar Allan Poes entnommen. Vor allem Poes Figur des französischen Detektivs Dupin in den drei Geschichten Murders in the Rue Morgue (1841), The Mystery of Marie Roget (1842) und The Purloined Letter (1844) weist eine große Ähnlichkeit zur Figur des Sherlock Holmes auf.

Realitätsbezug

Dadurch, dass die Fälle meist als Erinnerungen Watsons niedergeschrieben werden, erhalten sie einen authentischen Charakter. Die Geschichten spielen vor einer zeittypischen Kulisse und beziehen ebenso Details des viktorianischen Lebensstils und aktueller Zeitereignisse wie die koloniale Exotik des British Empire mit ein. Aufgrund ihrer Beschreibungen, etwa von Charakteren und Schauplätzen, lassen sich die Geschichten in weiterem Sinne der Tradition des „Realismus“ zurechnen.

Die in Sherlock Holmes verwirklichte Arbeitsmethode spiegelt den Wissenschaftsoptimismus der Entstehungszeit wider. Sie steht in Verbindung mit den Ideen der Aufklärung und vernunftorientierter Philosophie. Ihre konkreten Wurzeln sind vermutlich vor allem in Conan Doyles eigener Vorstellungswelt, seiner (wissenschaftlich geschulten) Beobachtungsgabe und in den außergewöhnlichen (diagnostischen) Fähigkeiten des Medizinprofessors Joseph Bell, bei dem Doyle studierte, zu suchen. Methodologisch betrachtet, weisen die meisten ‚Deduktionen‘ von Sherlock Holmes die Struktur der Abduktion auf, weswegen seine Methode auch mit der Philosophie von Charles S. Peirce in Beziehung gebracht wird. Darüber hinaus lassen sich Bezüge zur Wahrscheinlichkeitslogik des 19. Jahrhunderts herstellen.

Die Geschichten bestärken den Leser in seinem Vertrauen auf Naturwissenschaft und Technik, da durch rationales Denken chaotische Situationen stets aufgelöst – also „in Ordnung gebracht“ – werden. Darüber hinaus stützen sie tendenziell die traditionellen Werte der Zeit, spiegeln aber auch deutlich Conan Doyles Engagement für unterdrückte und in Not geratene Menschen wider.

In seinen Geschichten um Sherlock Holmes gelang es Conan Doyle, eine in sich geschlossene, fiktionale Welt zu erschaffen, die dabei so real erscheint, dass sie oft vom Leser nahtlos in die Alltagswelt integriert wird. Dies gilt heute – entgegen den Absichten des Autors – als seine bedeutendste Leistung.

Holmes' Charakter und Abenteuer

Entwurf des Hauptcharakters

Aus dem Werkkanon um Sherlock Holmes lässt sich ein bemerkenswert reichhaltiges Bild des Detektivs gewinnen. Einige Details seiner fiktiven Biographie werfen jedoch Widersprüche auf, zu denen Fans und Kritiker oft weit ausholende Erklärungen finden.

In der allerersten Geschichte um Sherlock Holmes, dem Roman A Study in Scarlet („Eine Studie in Scharlachrot“), wird sein Hintergrund eingehender dargestellt: Dem Leser begegnet Holmes hier als eigenständiger, extrem wissenschaftlich orientierter Chemiestudent, der abseits gängiger Laufbahnen eine Vielzahl von Interessen pflegt, mit dem Ziel, seine Vorstellungen von Detektivarbeit realisierbar zu machen. In diesem Roman wird der Grundstein für die gesamte ‚Welt des Sherlock Holmes‘ gelegt: Der besondere Charakter des sachlich-rationalen Beobachters, die Kulisse der Geschichten und das Verhältnis Holmes-Watson sind hier bereits voll entfaltet.

In der Planungsphase der Geschichten fand Conan Doyle verschiedene Namen für seinen Helden, darunter – wie gelegentlich erwähnt wird – auch Sherrinford Holmes.

Die Erzählung The Adventure of the Gloria Scott zeigt die schicksalhaften Umstände, die Sherlock Holmes dazu brachten, den Beruf des Detektivs zu ergreifen: Der Vater eines Studienfreundes beglückwünschte ihn zu seinen Fähigkeiten als Beobachter, nachdem er selbst auf schmerzliche Weise mit ihnen konfrontiert worden war.

Auch Holmes’ Familie tritt in der Person seines Bruders Mycroft Holmes in Erscheinung, der als sogar noch höher begabter Politikberater in britischen Staatsdiensten steht und Gründungsmitglied des Diogenes Club, des Clubs der laut Holmes' „ungeselligsten Männer in London" ist.

Aussehen

Typische Alltagsgegenstände (Attribute) im Sherlock-Holmes-Museum in London.
Typische Alltagsgegenstände (Attribute) im Sherlock-Holmes-Museum in London.

Sherlock Holmes wird häufig als ein großer schlanker Mann dargestellt, der auf dem Lande einen Inverness-Mantel und einen Deerstalker-Hut trägt. In London selbst war er in der Regel wie ein normaler Stadtbewohner der bürgerlichen Mittelschicht gekleidet. Auch wenn der Deerstalker so etwas wie ein Markenzeichen des Detektivs geworden ist, so wird sie ausdrücklich nur in einer Geschichte von Doyle erwähnt. Dass der Deerstalker zum Markenzeichen wurde, ist einem Illustrator des „Strand Magazine“ zu verdanken, der Doyles Geschichten bebilderte. Dieser Illustrator trug privat selbst sehr gerne eine Jagdkappe, deswegen stellte er Holmes bevorzugt auf Reisen mit dieser Kopfbedeckung dar. Der Netzmantel wiederum ist eine Erfindung des ersten Kinofilms; die berühmten Illustrationen von Sidney Paget zeigen stattdessen einen Mantel mit Kapuze, während Doyle wahlweise einen langen grauen Reisemantel, ein Winterjacket, einen Überzieher oder einen Regenmantel erwähnt.

Außerdem wird Holmes’ Gesicht in einigen Geschichten als markant, hager und eckig bezeichnet, „raubvogelhaft", da er eine spitze Habichtsnase habe. Ferner wird er in einigen Geschichten auch als blass- und bleichgesichtig beschrieben. Einmal hieß es, seine grauen Augen hätten aufgeleuchtet, als ihm die Lösung des Falls eingefallen war.

Seine Haarfarbe variiert von Schwarz zu Dunkelbraun bis leicht Grau.

Abends trägt er in allen Geschichten einen rot-goldenen Morgenrock. Es wird impliziert, dass er finanziell unabhängig ist und einen ganzen Tag in seiner Wohnung verbringen kann. In diesem Zusammenhang sieht man ihn oft in einem Sessel rauchen oder Violine spielen. Holmes konsumiert nicht nur große Mengen Kokain und Tabak, mit dem er seine Pfeife zu stopfen pflegt (und den er in einem Pantoffel aufbewahrt), sondern auch Zigarren (im Kohlenkasten gelagert) und Zigaretten.

Holmes’ „dunkle Seiten“

Immer wieder wird auf Holmes’ Drogenkonsum hingewiesen. Diese Eigenschaft wird in den Texten klar beschrieben und von Dr. Watson als „einziges Laster" seines Freundes bezeichnet. „Was ist es heute, Kokain oder Morphium?“ fragt Watson seinen Freund im ersten Kapitel von Das Zeichen der Vier (OT.: The Sign Of Four). Zur Entstehungszeit der Geschichten waren Morphine in Apotheken frei erhältlich und unterlagen nicht der ärztlichen Verschreibungspflicht. Kokain war noch nicht als Droge verboten, man schätzte die positiven Wirkungen und verwendete es vielfach im Alltag. Als der Suchteffekt bekannt wurde, arbeitete Conan Doyle dies in weitere Geschichten ein. In den letzten Geschichten (nach Holmes' „Wiederauferstehung“, siehe: Sherlock Holmes' „Tod“) ist Holmes jedoch seine Sucht losgeworden.

Holmes’ Neigung, in besonderen Notlagen Gesetze zu brechen, verweist auf Conan Doyles eigenes, vergleichsweise modernes Moralempfinden und seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Themen und Stil

Die Themen der Geschichten sind breit gefächert. In der Regel steht ein außergewöhnlich intelligentes Rätsel (bzw. Verbrechen) im Vordergrund. Neben besonders scharfsinnigen Plänen (und deren Vereitlung) geht es häufig um die unbewältigte Vergangenheit eines Menschen, die plötzlich in sein jetziges Leben einbricht. Der Autor verarbeitet in seinen Geschichten auch eigene Einsichten und Meinungen – in einigen Fällen bringt er ein soziales oder politisches Anliegen zum Ausdruck.

Eine wichtige Funktion für die Wirkung der Geschichten spielen ihre pointierten Dialoge zwischen Holmes und anderen, oft Watson. Ein Beispiel:

„Gibt es noch irgendeinen anderen Umstand, auf den Sie meine Aufmerksamkeit lenken möchten?“ – „Auf das merkwürdige Ereignis mit dem Hund in der Nacht.“ – „Der Hund hat in der Nacht nichts getan.“ – „Genau das war eben das merkwürdige Ereignis“, bemerkte Sherlock Holmes.

Aus der Geschichte ‚Silberstern‘ (Silver Blaze/SILV). In: Sir Arthur Conan Doyle: Sherlock Holmes. Werkausgabe in neun Einzelbänden. Erzählungen, Bd. 2: Die Memoiren des Sherlock Holmes. Übersetzt von Nikolaus Stingl. Zürich: Haffmans 1985, S. 31.

Weitere Charaktere

Holmes „Tod“

Holmes’ entschiedenster Rivale ist Prof. James Moriarty, der ihm intellektuell in nichts nachsteht, seine Fähigkeiten aber – als genialer Verbrecher – zum Schaden der Menschheit einsetzt („schwarzes Spiegelbild“). In "The Final Problem" (dt.: „Das letzte Problem“) von 1893, der letzten Geschichte in der Anthologie: The Memoir of Sherlock Holmes (dt.: Die Memoiren des Sherlock Holmes), kommt es schließlich zu einem Kampf der Kontrahenten Holmes und Moriarty, bei dem sie – der ursprünglichen Version zufolge – gemeinsam in die (tatsächlich existierenden) Reichenbachfälle bei Meiringen in der Schweiz stürzen.

Ursprünglich plante Conan Doyle, das Leben seines Helden, der ihn zusehends in Bedrängnis brachte, auf diese Weise zu beenden; ein kompliziertes Kesselsystem hätte im übrigen die Bergung eventueller sterblicher Überreste unmöglich gemacht.

Der besondere Rang, den Sherlock Holmes inzwischen erreicht hatte, verhinderte dies jedoch. Die öffentliche Trauer war so erheblich, dass sich zahlreiche Menschen in London schwarze Schleifen um den Oberarm banden. Viele Leser kündigten das Abonnement des "The Strand" Magazins. Doch erst acht Jahre später setzte Conan Doyle die Serie auf öffentliche Forderungen hin (unter anderem sogar seiner eigenen Mutter) mit dem Roman The Hound of the Baskervilles (dt. Der Hund der Baskervilles) fort. Die Geschichte sollte vor Sherlock Holmes Tod spielen. Der große Erfolg des Fortsetzungsromans veranlasste Doyle, Sherlock Holmes' Tod literarisch zu revidieren. Dies geschah beinahe nahtlos integriert mit der auf den Roman folgenden Kurzgeschichte "The empty house" (dt.: „Das leere Haus“), welche die zweite Schaffensperiode Arthur Conan Doyles in Bezug auf Sherlock Holmes einläuten sollte.

Der Held sei, so die aufwändige erzählerische Konstruktion, nicht wirklich in die Fälle hinabgestürzt, sondern konnte sich dank der Beherrschung einer (nicht real existierenden) asiatischen Kampfkunst aus dem Griff Professor Moriartys entwinden, so dass nur dieser den Tod in den Wasserfällen fand. Sherlock Holmes konnte sich nach dem Ableben Moriartys auf einem höher gelegenen Felsvorsprung verstecken, um so seinen vermeintlichen Tod vorzutäuschen. Auf diese Weise untergetaucht habe er sich für längere Zeit, seinen wissenschaftlichen Studien nachgehend, im Ausland verstecken können. Dies geschah in der Absicht im entscheidenden Moment nach London zurückzukehren, um dort endgültig dem letzten bedeutsamen Handlanger Moriartys das Handwerk zu legen.

Anmerkung: Häufig wurde in Inhaltsangaben falsch wiedergegeben, Holmes habe sein Überleben dadurch gesichert, dass er Halt an einem Grasbüschel fand. Dies sei hier nur angemerkt, weil manchmal darin der Ursprung der Bezeichnung „Cliffhanger“ gesehen wird.

Literarischer Kontext

Durch die besonders enge Beziehung des Lesers zur Figur des Sherlock Holmes erreichte sie einen besonderen Rang und wird heute nicht nur als Symbol des analytisch-rationalen Denkens verstanden, sondern ist auch als ein nach wie vor produktiver Mythos der literarischen Moderne anzusehen.

Mit seinen Geschichten führte Sir Arthur Conan Doyle einige bedeutende Elemente in die Kriminalliteratur ein, vor allem das forensische Vorgehen des Detektivs. Häufig wird er unter anderem als Erfinder des klassischen Detektivduos (siehe oben) bezeichnet.

Vorläufer

Inspiriert wurde Doyle von Edgar Allan Poes Detektivgeschichten um Auguste Dupin. Doyle gibt selbst Verweise auf Poes Werk. Schon in der ersten Holmes-Erzählung "A Study in Scarlet" ("Eine Studie in Scharlachrot") von 1887 lässt er Watson und Holmes über Poes Detektiv sprechen: Watson bemerkt amüsiert die Ähnlichkeit zwischen Holmes und Dupin, woraufhin Holmes seinen älteren Vorgänger als ihm unterlegen abtut. "He had some analytical genius, no doubt; but he was by no means such a phenomenon as Poe appeared to imagine." ("Er hatte einiges analytisches Genie, ohne Zweifel; aber er war keinesfalls ein solches Phänomen, wie Poe anscheinend glaubte.") Doyle erwähnt Poes Geschichten in The Resident Patient und in "The Adventure of the Cardboard Box". In beiden Fällen vollzieht Holmes Dr. Watsons Gedanken nach, um zu beweisen, dass ein logisch denkender Beobachter dazu fähig ist. Watson hatte dies zuvor bei der Lektüre von „one of Poe’s sketches“ bezweifelt (es handelt sich um die Dupin-Geschichte: "The Murders in the Rue Morgue"). Als weiterer Vorläufer ist Emile Gaboriaus Detektiv Monsieur Lecoq zu nennen, den Holmes ausdrücklich in A Study in Scarlet erwähnt, dort allerdings als "a miserable bungler" („einen erbärmlichen Stümper“) abqualifiziert.

Nachleben

Bis heute werden weitere Geschichten um den Detektiv erfunden, siehe dazu weiter unten unter Pastiches und Parodien.

Neben den Pastiches und Parodien hat sich zudem ein breites Feld von Sherlock-Holmes-Forschungen etabliert, das als Fan-Science von der Conan-Doyle-Forschung abzugrenzen ist. Begonnen hat diese Form des so genannten „Sherlockian Reading“ 1911 mit einer satirischen Rede des Oxforder Theologen Ronald Knox. Die Lebendigkeit der Holmes-Figur führte in diesem Kontext auch zu einer Reihe ernst gemeinter Biographien über den Detektiv. Die bekannteste, wie auch umstrittenste, ist noch immer diejenige von William S. Baring-Gould. All diese Werke beweisen die Vielfältigkeit und Anziehungskraft von Conan Doyles fiktionaler Welt.

 

Kurzgeschichten und Romane

Sir Arthur Conan Doyle schrieb zunächst zwei Romane über Sherlock Holmes: A Study in Scarlet (Eine Studie in Scharlachrot) und The Sign of the Four (Das Zeichen der Vier), die 1887 bzw. 1890 erschienen.

Es folgten zwölf Kurzgeschichten, die 1892 in dem Band The Adventures of Sherlock Holmes (Die Abenteuer des Sherlock Holmes) zusammengefasst wurden. The Memoirs of Sherlock Holmes (Die Memoiren des Sherlock Holmes) mit ebenfalls zwölf Kurzgeschichten erschien 1893 und endeten mit dem vorläufigen Tod Holmes in Sein letzter Fall.

Erst 1901 erschien in der Zeitschrift "The Strand" ein weiterer Roman über Sherlock Holmes, The Hound of the Baskervilles (Der Hund der Baskervilles). 1904 war das Jahr, in dem Sherlock Holmes in Das leere Haus wiederauferstand, diese Kurzgeschichte wurde mit zwölf weiteren in dem Band The Return of Sherlock Holmes (Die Rückkehr des Sherlock Holmes) veröffentlicht.

1915 erschien der letzte Sherlock-Holmes-Roman The Valley of Fear (Das Tal der Angst).

His Last Bow (Seine Abschiedsvorstellung) enthielt 1917 nur acht Kurzgeschichten, 1927 folgte mit The Case-Book of Sherlock Holmes (Sherlock Holmes' Buch der Fälle) wieder ein Band mit zwölf Erzählungen.

Zwei weitere Taschenbücher mit so genannten apokryphen Erzählungen, also Texte, deren Herkunft strittig ist, wurden 1989 veröffentlicht: Die Wahrheit über Sherlock Holmes und Das Vermächtnis des Sherlock Holmes.

Hörspielfassungen

Es gibt mehrere Hörbuch- und Hörspielversionen zu den Werken Doyles. Als klassische Version gelten die von Sir John Gielgud (Holmes) und Ralph Richardson (Watson) gesprochenen Hörspielfassungen des BBC von 1954 bis 1955, bei denen auch unter anderem Orson Welles mitwirkte.

Verfilmungen

Aus den Verfilmungen der Romane und Kurzgeschichten stechen vor allem die zahlreichen Verfilmungen des Romans Der Hund von Baskerville heraus. Im vielleicht bekanntesten Kinofilm zum Roman aus dem Jahr 1939 gab Basil Rathbone der Figur des Sherlock Holmes sein Gesicht. Der enorme Erfolg des Films führte dazu, dass Rathbone an zahlreichen weiteren Holmes-Projekten teilnahm und (u.a. in Die Abenteuer des Sherlock Holmes) als der wohl populärste Holmes-Darsteller gelten darf.

1959 spielte Peter Cushing den Holmes in einer farbigen Neuverfilmung, übernahm 1968 die Hauptrolle in einer werkgetreuen Holmes-Fernsehserie der BBC, in der auch der „Hund der Baskervilles“ erneut verfilmt wurde und gab 1984 in dem Pastiche The Masks of Death seine Abschiedsvorstellung.

Eine sehr umfangreiche Serie von Verfilmungen vieler Erzählungen sowie der Romane über Sherlock Holmes entstand in den achtziger Jahren bei Granada TV (Großbritannien) mit Jeremy Brett als Holmes. Die Serie mit dem Titel Die Abenteuer des Sherlock Holmes umfasst 41 Filme und zeichnete sich zu Anfang durch eine besonders große Werktreue aus. Die Serie umfasste eine Zeitspanne von zehn Jahren (1984 bis 1994).

Eine nennenswerte Verfilmung aus jüngerer Vergangenheit ist die neue BBC-Fernsehproduktion von „Der Hund der Baskervilles“ mit Richard Roxburgh aus dem Jahre 2002.

Die wohl nennenswerteste nicht-englische Verfilmung ist die erfolgreiche russische Fernsehreihe Prikljutscheniya Scherloka Cholmsa i doktora Watsona (1979-1984) mit Wassili Liwanow (Holmes) und Vitali Solomin (Watson).

Die erste Fernsehadaption des Stoffes, 1955 vom Hessischen Rundfunk unter der künstlerischen Leitung von Fritz Umgelter inszeniert, wurde Live ausgestrahlt und ist verschollen. Die Hauptrollen spielten Wolf Ackva und Arnulf Schröder.

Unter anderem spielte Christopher Lee (bekannt als Dracula-Darsteller und aus Star Wars, Herr der Ringe und vielen weiteren Rollen) Sherlock Holmes, 1958 in „Der Hund von Baskerville“ und 1962 in „Sherlock Holmes und das Halsband des Todes“.

Zwischen 2000 und 2002 entstanden vier Fernsehfilme aus Kanada, in denen Matt Frewer (Sherlock Holmes) und Kenneth Welsh (Dr. Watson) die Hauptrollen spielen. Alle Filme entstanden unter der Regie von Rodney Gibbons.

Pastiches und Parodien

Bei Pastiches handelt es sich um Nacherzählungen anderer Autoren, die dem Ursprungsautor meist satirefrei ihre Hochachtung bezeugen. Eine literarische Figur reicht bei der Anzahl von Pastiches weit über alle anderen hinaus - der von Arthur Conan Doyle geschaffene beratende Detektiv Sherlock Holmes. In seinen 'Erinnerungen' erwähnt Watson immer wieder einmal andere Abenteuer des berühmten Detektivs, die er (noch) nicht zu Papier gebracht habe, so die Geschichte der Riesenratte von Sumatra, vom schrecklichen Tod des Bankiers Crosby, des wahnsinnig gewordenen Journalisten Isadore Persano, eines der Wissenschaft völlig unbekannten Wurmes, das Verschwinden von Mr. Philimore, um nur einige von über 40 Beispielen zu nennen.

Sicher ist in diesen Bemerkungen eine der Ursachen der zahllosen Pastiches zu sehen, die sich um Sherlock Holmes bildeten. In vielen 'Nachschöpfungen' sind es dann auch (meist durch Zufälle) plötzlich wieder gefundene verloren gegangene Geschichten aus der Feder des Dr. Watson. Oft begegnen Holmes (und Watson) auch anderen literarischen Figuren, aber auch echten Zeitgenossen, von George Bernard Shaw, Oscar Wilde, Bram Stoker über Sigmund Freud bis Albert Einstein. Holmes löst dabei sowohl echte Kriminalfälle, wie die Jack-the-Ripper-Morde, als auch Fälle, die die Fantasiewelten anderer Autoren wie H.G.Wells (die Invasion der Marsianer in Der Krieg der Welten) oder das Phantom der Oper berührten.

Bis 1980, als nach englischem Recht 50 Jahre nach dem Tod von A. C. Doyle das literarische Werk und damit die Figur des Sherlock Holmes Allgemeingut wurden, hatten Doyle und seine Erben den Urheberrechtsschutz an den Figuren und ihren Namen. Daher mussten andere Autoren, soweit sie keine ausdrückliche Genehmigung erhielten, Umschreibungen benutzen. Maurice Leblanc, der in zwei seiner Romane Sherlock Holmes (natürlich vergeblich) gegen seine eigene Schöpfung, den Meisterdieb Arsène Lupin antreten lässt, nennt ihn Herlock Sholmes und seinen Gefährten Dr. Wilson. In den drei Romanen von Henry Fitzgerald Heard, die schon zu einer Zeit spielen, in denen sich der in Ruhestand gegangene Holmes in Sussex als Bienenzüchter betätigt, nennt er sich selbst Mr. Mycroft, nach Sherlock Holmes' Bruder.

Oft ist die Erwähnung von Namen im übrigen völlig überflüssig, es reicht eine Personenbeschreibung (wie in Poul Andersons Chroniken der Zeitpatrouille), wenn es heißt, „der (Privatdetektiv) sei schlank und groß, habe ein Adlergesicht und werde von einem kräftigen Burschen mit Schnauzbart und Hinkefuß begleitet, der ein Famulus zu sein scheine“. Manchmal reichen sogar einzelne Zitate, um auf Sherlock Holmes hinzuweisen, zum Beispiel: "Elementary, my dear Watson." (Dies ist um so bemerkenswerter, als das dieser berühmte Satz bei Doyle in dieser Form nicht vorkommt.)

Die zahllosen Nachschöpfungen anderer Autoren, darunter so bekannter wie Stephen King, Ellery Queen, Nicholas Meyer, Maurice Leblanc, Laurie R. King, Zeus Weinstein, Jörg Kastner oder Isaac Asimov, lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen, siehe Sherlock-Holmes-Pastiches.

Als besonders gelungen in der allgemeinen Leserkritik, jedoch als Häresie für viele Holmes-Anhänger, gelten beispielsweise die Bände von Laurie R. King, in denen der gealterte Sherlock Holmes mit seiner jüngeren Geliebten Mary Russel weitere Fälle löst.

Eindeutig von Holmes inspiriert ist die Comic-Figur des Nick Knatterton. Deren Schöpfer Manfred Schmidt wollte nach eigenen Aussagen zwar die amerikanischen Superman-Geschichten parodieren, Aussehen und Vorgehensweise seines Detektivhelden erinnern aber unverkennbar an den Holmes, wie er vornehmlich im deutschen Film zu sehen war.

Die Hauptfigur Dr. Gregory House der US-Serie Dr. House soll laut dem Schöpfer der Serie, David Shore, an Sherlock Homes erinnern. Dabei gibt es mehrere charakterliche Parallelen, siehe: Dr.House: Parallelen zu Sherlock Holmes.

Sekundärliteratur

Zeitschriften

  • The Baker Street Journal. An irregular quarterly of Sherlockiana, AMS Press, New York 1946–1949, N.S. 1. 1951 ff
  • The Sherlock Holmes Society Journal. Sherlock Holmes Society, London 1. 1965 ff
  • SherlockMagazine (italienisch)

Sherlock Holmes global: Gesellschaften, Clubs und ihre Mitglieder

  • Sherlock Holmes Society of London
  • The Baker Street Irregulars
  • The Diogenes Club
  • Société Sherlock Holmes de France
  • 221b - Deutscher-Sherlock-Holmes-Club
  • Sherlock Holmes international
  • The Sherlockian Who's who
  • Von Herder Airguns Ltd. - Deutsche Sherlock Holmes-Gesellschaft
  • Uno Studio in Holmes - Florenz, Italien

Sherlock-Holmes-Museen

  • The Sherlock Holmes Museum
221b Baker Street 
 London NW1 6XE 
 Tel: London (020)7935-8866
  • Musée Sherlock Holmes
Case postale 221 B
 CH-1522 LUCENS
 Tel: +41 (0)21 906 73 33
  • Sherlock Holmes Museum
c/o Parkhotel Du Sauvage "Englischer Hof"
 CH-3860 Meiringen
 Tel. +41 (0)33 971 42 21

Nachbildungen der Wohnräume auch hier:

  • The Sherlock Holmes Pub
Frederiksgade 76d 
 DK-8000 Aarhus C
 Tel: +45 8612 4050
  • The Sherlock Holmes
10-11, Northumberland St, 
 London, WC2N 5DA 
 Tel: London 020 7930 2644

Bei letzterem handelt es sich um ein Pub im Erdgeschoss, sowie um ein Restaurant im Obergeschoss. Im Gebäude sind überall Holmes-Utensilien zu bewundern. Im Obergeschoss ist eine Nachbildung von Holmes' Wohnzimmer zu besichtigen.

 
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