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  Kitesurfen
 

Kitesurfen

Kitesurfen oder auch Kiteboarden ist aus dem Windsurfen entstanden, wobei man anstelle des Segels einen „Kite“ (Lenkdrachen) für die Fortbewegung verwendet.

Der Sportler befindet sich dabei auf dem „Board“, einer Art Surfbrett, und wird gezogen durch einen „Kite“, auch Windschirm oder kurz Schirm genannt.

Das Board

Kite-Board
Kite-Board

Das Kitesurfboard ist ähnlich wie ein Wakeboard, Snowboard oder Surfbrett aufgebaut; typischerweise ist es zwischen 120 und 165 cm lang und etwa 26 bis 45 cm breit. Die Kraftübertragung der Steuerungsbewegungen der Füße auf das Brett erfolgt in den meisten Fällen über Fußschlaufen, doch es werden vereinzelt auch feste Bindungen eingesetzt. Damit das Brett nach einem Sturz nicht wegtreibt, sichern einige Kiter ihr Board über eine aufrollbare Leinenverbindung, der sogenannten Boardleash. Diese ist mit dem Trapezgurt verbunden und sollte aus Sicherheitsgründen nur mit einem Helm und einer Prallschutzweste verwendet werden. Die Mehrzahl der Kiter verzichtet daher auf die Leash, da ein verlorenes Brett auch erschwommen werden kann. Anfängern ist von einer Leinenverbindung aus Sicherheitsgründen abzuraten. Insbesondere die Verwendung der weit verbreiteten elastischen Leash ist zu vermeiden, da im Fall eines Boardverlustes das Brett leicht zu einem gefährlichen Federgeschoss werden kann. Kitesurfboards weisen harte, scharfe Kanten und eine widerstandsarme, flache Bauweise auf. Neben diesen klassischen Kitesurfboards werden teilweise auch klassische Surfboards, beispielsweise zum Wellenreiten, verwendet.

Der Schirm

Windschirme gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, die sich auch in Angriffsfläche und Winkel des Windes unterscheiden. Mittels Leinen kann der Lenkdrachen so gesteuert werden, dass die auf den Sportler ausgeübten Kräfte in Richtung und Stärke variieren. Die Größe des Schirmes und die Länge der Leinen vom Gurtzeug zum Schirm sind auch von der Windstärke abhängig. Stärkere Winde erfordern kleinere Schirme, um Überbelastungen zu vermeiden. Besonders Anfänger sollten darauf achten, keinen zu großen Drachen zu verwenden. Neuere Drachen sind mit einer „Depower“-Möglichkeit ausgestattet, wodurch die auftretenden Kräfte verringert werden können. Unter Verwendung von „Depower“ wird der Winkel des Drachens zum Wind reduziert, sodass sich weniger Wind im Schirm fängt und die Zug des Drachens abnimmt.

Aufbau des Schirms

Ausrüstung
Ausrüstung
Ein Schirm im Wind
Ein Schirm im Wind
  • Softschirme, Ram-Air-Schirme oder Matten sehen aus wie Gleitschirme und eignen sich vor allem zur Benutzung an Land, z.B. beim Surfen auf Schnee. Es gibt aber auch Softschirme mit geschlossenen Zellen, die man zum Surfen auf dem Wasser benutzen kann. Der Begriff Ram-Air bezieht sich auf die Stauluft zwischen Ober- und Untersegel, durch die der Schirm seine Form erhält. Die Flugstabilität wird grundlegend durch Waageleinen erzeugt. Softschirme kommen z. T. mit 3 Leinen aus; manche Matten haben Anknüpfpunkte wie Tubeschirme (4-Leiner).
  • Tubeschirme - C-Kite: besitzen Luftschläuche (Tubes). Einen Frontschlauch, der dem Schirm eine „C-Form“ gibt und mehrere Querschläuche (Struts), die der „Segelfläche“ Stabilität geben. Diese Luftkammern werden vor dem Start auf einen Druck von ca. 6-8 psi aufgepumpt. Sie verhindern nach einer Wasserlandung das Versinken des Schirms und erleichtern so den Wasserstart.
  • Tubeschirme - Bow-Kite: Neben einem flacheren „C“ besitzt der Bogenschirm „Waageschnüre“ mit mehreren Anknüpfungspunkten am Drachen. Durch diese optimierte Form und „Aufhängung“, kann man durch Wegschieben der Bar, den Anstellwinkel des Drachens zum Wind über einen im Vergleich größeren Bereich, bis nahezu 100 % Depower verstellen, d. h. im Normalfall zieht der Kite den Surfer nicht mehr unvermittelt nach Lee (siehe Gefahren).

Verbindung zur Bar: Steuerung und Sicherheitsleinen

  • 4-Leiner: Zwei Leinen sind für die Übertragung der Zugkräfte zuständig. Sie werden in der Mitte zur Depower-Leine zusammen geführt und über eine zentrale Durchführung sowie einer Schlaufe am Ende (chicken loop) am Trapezhaken befestigt. Die anderen zwei Leinen (Lenkleinen oder auch Bremsleinen) werden links und rechts an den Enden der Bar befestigt. Sie ermöglichen weitere aerodynamische Manipulationen wie: Lenken, Anstellwinkel verändern, Anbremsen.
  • 5-Leiner: Die 5. Leine ist zentral oder als „Y“ an der Vorderkante der Fronttube befestigt. Der Drachen kann durch Zug an dieser Leine drucklos auswehen, was einen Gewinn an Sicherheit bedeutet. Beim Start aus dem Wasser hilft sie außerdem, den Drachen in eine günstige Startposition zu bringen (Umklappen). Eine trimmbare fünfte Leine dient der Stabilisierung des Drachenprofils und erweitert somit den nutzbaren Windbereich.
  • 2-Leiner: Ein Zwei-Leiner lässt nur eine eingeschränkte Depower des Schirms zu. Durch Loslassen der Bar kann der Schirm in einer Notsituation sofort an einer der Leinen auswehen. Er hängt dann nur noch an der Sicherheitsleine, die oft am Handgelenk befestigt wird. Meist in der Anfängerschulung eingesetzt.

Start des Kites

Kite-Surfer am Kap Trafalgar (Spanien)

Die Vorgehensweise beim Start des Schirms ist vom eingesetzten System abhängig. Beim Tubeschirm ist ein Starthelfer sinnvoll. Er fixiert den Schirm am Windfensterrand, wo der Schirm nicht so viel Zug entwickelt, so dass der Sportler den Schirm gefahrlos in den Zenit fliegen kann. Ohne Starthelfer kann der Schirm an einer umgeschlagenen Schirmecke mit Sand(säcken) am Boden gehalten werden. Zum Start werden die Sandsäcke durch Zug an den betreffenden Leinen abgeworfen und der Schirm steigt zum Himmel auf.

Bestimmte Ram-Air-Schirme können auch ohne Helfer gestartet werden. Diese Drachen sind genau in der Leistungszone zu starten. Aus Sicherheitsgründen ist aber auch bei diesen Schirmen ein Helfer angebracht, der den Sportler davor bewahrt, ungewollt nach vorne gezogen zu werden. Das gilt, insbesondere bei extrem viel Wind, auch für den Tubeschirm-Start.

Start nach Absturz

Kitesurfer auf dem Reschensee (Südtirol)
Kitesurfer in der Luft (am Reschensee)
Kitesurfer in der Luft (am Reschensee)

Nach einer Wasserlandung von Tubeschirmen versucht der Kitesurfer den Drachen durch Be- und anschließendes Entlasten (in Richtung des Schirms schwimmend) der Frontleinen den Schirm auf den „Rücken“, d. h. die Schirm-Oberkante zu legen. Durch Steuerbewegungen, meist an einer der Bremsleinen, wird der Schirm vorsichtig aus der Leistungszone zum Windfensterrand bewegt. Dort kann der Schirm durch Zug an der nach oben weisenden Seite wieder gestartet werden. Systeme mit 5. Leine am Frontschlauch (vorderer, c-förmiger Schlauch) vereinfachen das Umklappen des Drachens und damit den Wasserstart. Insbesondere ist damit auch ein Start in der Leistungszone möglich, der bei Tubeschirmen ansonsten sehr gefährlich werden kann („Russenstart“), weil der Sportler je nach Windzug nach oben und vorne gerissen wird.

Liegt der Schirm andersherum, ist ein sog. Rückwärtsstart möglich, wenn der Schirm eine entsprechende Vorrichtung hat. Mattenschirme (3-/4-Leiner) lassen sich recht einfach durch Ziehen an den Backleinen (Leinen, die an der Hinterkante des Schirms angebracht sind) rückwärts starten. Der Drachen erhebt sich dann rückwärts fliegend und kann nach Erreichen von einigen Metern Höhe durch eine 180°-Drehung wieder in die Vorwärtsposition gebracht werden. Einige Tubeschirme haben zum Rückwärtsstart spezielle Leinen, die über ein Umlenksystem oder direkt auf die Hinterkante des Schirms wirken, was ein Rückwärtsfliegen möglich macht. Rückwärtsstart-Systeme sind insbesondere zur Benutzung auf dem Land (auf Schnee) vorteilhaft.

Die sogenannten Bow-Schirme haben die Haupttube bogenförmig nach hinten geschnitten, sodass der Schirm nicht mehr mit der gesamten Vorderkante auf Land oder Wasser aufliegt. Durch eine aufgefächerte Anlenkung der vorderen Leinen sind zusätzlich die Ohren vom Untergrund bzw. Wasser abgehoben. Beim Relaunch kann sich ein solcher Schirm ohne direkt auf dem „Rücken“ zu liegen, ans Windfenster bewegen und wieder hochsteigen. Der Übergang aus der Powerzone ist wesentlich schneller und weicher.

Steuerung

Valdevaqueros, Tarifa (Spanien)

Mit einer „Lenkstange“ (Bar) wird es dem Kitesurfer ermöglicht, über die Leinen den Flug des Schirms im Windfenster zu steuern. Zur Richtungsänderung wird der Drachen behutsam auf die andere Seite bewegt und die dann erfolgende Halse mit der Kantensteuerung des Brettes unterstützt.

Der Kitesurfer regelt seinen Kurs und seine Geschwindigkeit über die Steuerung des Schirms und des Brettes. Die Kurse zum Wind können ähnlich wie ein Segler oder Windsurfer gewählt werden, das heißt gegen den Wind kann aufgekreuzt werden. Unterschiede ergeben sich gegenüber den anderen Segelsportlern unter anderem durch die Eigengeschwindigkeit und die Flughöhe des Drachens. Letztere beträgt je nach Leinenlänge üblicherweise, maximal 27 Meter. In dieser Höhe ist der Wind meist stärker, konstanter und frei von Turbulenzen. Fliegt der Sportler den Drachen in voller Fahrt nach hinten oben, wird er durch den Auftrieb des Drachens in die Luft getragen. Es lassen sich große Sprünge – teils schon Flüge – vollbringen.

Rekorde

Ein Kitesurfer, mehrere Meter über dem Wasser (am Reschensee)
Ein Kitesurfer, mehrere Meter über dem Wasser (am Reschensee)

Bei Sprüngen liegt der Rekord für die Höhe bei ca. 10 Metern offiziell (bei 48 Metern inoffiziell) und einer Weite von 250 Metern, für die Dauer bei 8 Sekunden offiziell (bei 13 Sekunden inoffiziell während eines Freestyle Heats (Freistilwettkampfes) bei der Kitesurf Trophy am Grünen Brink auf Fehmarn).

Am 30. Mai 2005 wurde auf dem Cooking Lake bei Edmonton, Alberta von einem Snowkiter, d. h. beim Kitesurfen auf Schnee, die Geschwindigkeit von 108 km/h erreicht.

Die höchste bislang in einem Wettkampf erreichte Geschwindigkeit auf dem Wasser beträgt 55,147 Knoten (102 km/h) und wurde in 2008 in Deutschland auf der Nordsee von Tilman Heinig aufgestellt.[1]

Gefahrenpotenzial

Kiten birgt wie jede Wasser- und Flugsportart eigene Risiken, die sich nur schwer auf ein Minimum reduzieren lassen. Unfälle sind häufig auf schlecht ausgebildete, auch leichtsinnige Kitesurfer sowie Mängel bei der Ausrüstung zurückzuführen. Insbesondere über Land und bei festen Hindernissen ist der Kitesurfer in Gefahr. Da Kitesurfen noch eine recht junge Sportart ist und viele (vorwiegende zwischen 15 und 25 Jahren) Kitesurfer ihr Können überschätzen gibt es regelmäßig Unfälle, nicht selten mit schweren Verletzungen. Durch neue Kites und ein zunehmendes Bewußtsein wird Kiten aber immer sicherer. Die Risiken sind statistisch gesehen gegenüber anderen durchschnittlichen Sportarten nur etwas erhöht und liegen deutlich unter verletzungsträchtigen Sportarten wie Fußball oder Skifahren.

Sicherheitstipps

  • Windvorhersage beachten und einen Schirm in der passenden Größe wählen
  • Ein sicheres Auslösesystem benutzen und dieses regelmässig kontrollieren
  • Vorsicht bei auflandigem Wind und Aufwinden (Deiche, Uferböschungen)
  • Vorsicht bei ablandigem Wind (Gefahr des Abtreibens)
  • Schutzkleidung tragen (Helm, Prallschutzweste), insbesondere bei Benutzung einer Boardleash
  • Wind- und Wetterverhältnisse beachten
  • Revierverhältnisse (Strömungen, Riffe, Sandbänke usw.) in Betracht ziehen
  • Abstand zu anderen Wassersportlern und Strandgästen halten (2-fache Leinenlänge)
  • Nicht alleine kiten gehen, Start-/Landehelfer nutzen
 
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